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Offener Brief an Bundeswirtschaftsminister Habeck: Kritik an Plänen für staatlich geförderten Industriestrompreis

Industriestandort erhalten: Ja - Energie subventionieren: Nein

Industriestandort erhalten: Ja - Energie subventionieren: Nein

Sehr geehrter Herr Bundesminister Habeck,

wir begrüßen Ihre Initiative, einen wettbewerbsfähigen Industriestandort Deutschland zu erhalten. Dazu sind im Arbeitspapier des BMWK vom 5.5.2023 einige notwendige Maßnahmen adressiert, die eine günstige Stromversorgung der Industrie auf Basis erneuerbarer Energien erleichtern sollen. Wir halten aber eine längerfristige Subventionierung von Industriestrompreisen (bis 2030) für den komplett falschen Weg. Diese Subventionen werden mehr Schaden anrichten als Nutzen stiften. Dazu im Einzelnen:

Das Industrieland Deutschland ist wie wenige andere Länder auf internationale Arbeitsteilung und Warenverkehr ausgerichtet. Der Vorteil der Arbeitsteilung besteht darin, die jeweiligen länderspezifischen Standortvorteile für eine kostenoptimierte Herstellung zu nutzen.

Wenn sich die Standortbedingungen durch den Abbruch von Lieferketten und die Notwendigkeiten zum Klimaschutz verändern, ist es rational, auch die Veränderungen in Bezug auf standortspezifische Produktionsbedingungen im Grundsatz zu akzeptieren und nicht eine Zementierung des Status quo durch gigantische Subventionsvolumina zu betreiben. Das gilt jedenfalls soweit, wie genügend Wertschöpfungsketten und Arbeitsplätze im Land verbleiben oder hinzugewonnen werden können. Das trifft in Deutschland in großem Umfang zu.

Nicht jede energieintensive Grundstoffproduktion muss in Deutschland verbleiben. Z.B. Aluminiumherstellung, Rohstahlgewinnung und Ammoniakproduktion sollten dort stattfinden, wo die günstigsten Standortbedingungen herrschen. Es ist zuerst zu prüfen, ob wir bestimmte Prozesse z.B. in der chemischen Industrie oder bei Halbleitern im Land behalten wollen/müssen als Voraussetzung für nachfolgende Prozessketten oder zum Schutz vor gefährlichen Abhängigkeiten. Das trifft für viele Commodities eher nicht zu. <

Es ist sicher notwendig, vorrangig durch Beseitigung bürokratischer Hemmnisse den Industriestandort Deutschland attraktiv zu halten. Wenn darüber hinaus gezielt technologiespezifische Förderung aus Haushaltsmitteln notwendig sein sollte, darf sich das aber auf keinen Fall auf Energiepreissubventionen erstrecken, weil dem klimagerechten Umbau der Industrie direkt entgegenwirkt.

Zahlreiche energieintensive Produkte werden nur regional hergestellt und verwendet, wenn das Gewicht oder Volumen in Relation zum Warenwert keinen weiten Transport erlaubt. Dazu gehören viele Baustoffe, Lebensmittel oder Hygienepapier. Es macht keinen Sinn, durch Energiepreissubvention diese Produktpreise niedrig zu halten. Denn das unterläuft Innovation in der Produktherstellung oder beim Austausch von energieintensiven Produkten durch weniger energieintensive Produkte (Holz statt Beton, Zellulosedämmstoffe statt PU-Schaum etc.) Soweit durch die Preisveränderungen soziale Belastungen und Verwerfungen drohen, muss das durch Sozialpolitik ausgeglichen werden, aber nicht durch innovationshemmende Energiepreissubventionen.

2005 wurde das europäische Emissionshandelssystem (ETS) etabliert, um die externen Kosten energie- und prozessbedingter Emissionen von Großanlagen verursachungsgerecht in die Produktpreise zu integrieren. Es war seit der letzten Legislaturperiode politischer Konsens, weitere fossile Energieträger wie Heizstoffe und Kraftstoffe schrittweise an das ETS anzunähern und letztlich zu integrieren. Die verursachungsgerechte Bepreisung und Begrenzung von Emissionen gilt seit langem als DAS zentrale Instrument der Klimapolitik.

Es gab in 2022 ein gewisses Verständnis, die abrupte Explosion einiger Energiepreise für wenige Monate sozialpolitisch und industriepolitisch abzufedern. Aber ein hochsubventionierter „Brückenstrompreis“ bis 2030 konterkariert für lange Zeit genau die Anstrengungen, die das Emissionshandelssystem hier endlich auslösen sollte. Der Preisschock in 2022 hat in der Industrie bereits zu einem erheblichen Umdenken geführt. Man hat erkannt, wie ausgeliefert und hilflos man ist, wenn man auf Energie aus autokratisch regierten Ländern vertraut. Seit dieser Zeit haben allein bei WestfalenWind etwa 30 große Firmen um Kooperation für eine verlässliche Versorgung auf Basis erneuerbarer Energien nachgefragt. Das hat auch in der örtlichen Politik schon partiell zu einem Umdenken geführt. Die Ausweisung von Windgebieten zur Versorgung der jeweils heimischen Industrie bekommt Priorität. Die Ankündigung eines auf Jahre garantierten festen Strompreises von 6 ct/kWh würde all das auf einen Schlag zunichte machen und es würde genau die Firmen belohnen, die bisher zwar gejammert aber nichts gemacht haben. Und davon gibt es auch eine ganze Reihe. Der LEE NRW hat für Thyssen in Duisburg ermittelt, das 25% des Strombedarfs dort allein durch Windenergie auf den eigenen ausgedehnten Firmengeländen erzeugt werden könnten. Thyssen hat das als nicht relevant abgetan. Eine große Bielefelder Eisengießerei hatte im letzten Jahr in der Presse beklagt, sie könne ihren Standort nur halten, wenn sie 45 GWh/a günstigen Strom beziehen könne. Auf das Angebot von WestfalenWind, diesen Strom kostengünstig zu liefern, wenn die Gießerei gemeinsam mit WestfalenWind beim Bürgermeister für die Freigabe der notwendigen Standorte vorsprechen würde, hat man dort nicht reagiert. Betrachtet man Deutschland von oben, stellt man fest, dass bislang die wenigsten Betriebe ihren großen Dachflächen, Fassaden, Freiflächen oder Parkplätze mit PV bestückt haben, obwohl sich das dort hervorragend rechnen würde. Es kann nicht sein, dass die Faulheit von Firmenchefs künftig kompensiert wird durch staatliche Subventionen!

Die Wegnahme von Innovationsdruck durch Energiepreissubventionen führt auf lange Sicht genau zum Gegenteil dessen, was beabsichtigt ist. Die Firmen verharren im Status quo und verlieren international den Anschluss. (Marcel Fratzscher DIW) Genau das war auch das Ergebnis der Intervention von Angela Merkel, als sie sich in Brüssel gegen die Verschärfung von Emissionsgrenzwerten im Sinne der Autolobby stark gemacht hat. Unsere Autoindustrie hat derzeit alle Mühe, den Rückstand aufzuholen und es ist noch keineswegs sicher, ob ihr das gelingen wird.

Selbstverständlich müssen alle Voraussetzungen geschaffen werden, dass sich Verbraucher und Industrie so kostengünstig wie möglich mit Erneuerbaren Energien versorgen können. Dazu müssen eine Reihe schwerwiegender Fehler der aktuellen und von früheren Bundesregierungen korrigiert werden:

  • wenn von einigen Projektierern für Windstandorte Pachten bis zu 30 % der Umsatzerlöse bezahlt werden, ist das ein direktes Maß dafür, um wieviel die EEG-Vergütung für Windstrom zu hoch ist. Statt das zu korrigieren, hat die Bundesregierung jetzt die Höchstpreisgrenzen für die Ausschreibungen nochmal hochgesetzt. Genau das macht Industriekooperationen fast unmöglich. Warum sollen Windstromerzeuger der Industrie kostenorientiert Strom anbieten, wenn durch das EEG deutlich höhere Erlöse erzielt werden können? Der verzögerte Ausbau der Windenergie ist nicht eine Folge zu geringer Margen sondern das Ergebnis verzögerter Planungs- und Genehmigungsprozesse.
  • Das Referenzertragsmodell für Windenergie im EEG war ursprünglich gedacht als Anpassung der Vergütung an die jeweilige Ertragskraft von Windstandorten. (höhere Vergütung an Standorten mit geringerem Energieertrag).  Faktisch führt aber das Modell dazu, dass gute Standorte so dicht bebaut werden, dass der Ertrag deutlich sinkt. (Schlechter Parkwirkungsgrad) Das wird durch das EEG ausgeglichen und führt im Schnitt zu unnötig hohen Erzeugungskosten. Die Korrektur des Modells im ursprünglich angedachten Sinne ist durch Herausrechnen des Parkwirkungsgrads einfach möglich.
  • Die Mindestpreisregelung im EEG bietet den Stromerzeugern jeweils das Beste aus 2 Welten: Sind die Preise an der Strombörse im Monatsmittel niedriger als die gesetzliche Vergütung nach EEG, bekommen die Erzeuger die Differenz über die sogenannte Marktprämie ausgeglichen. Sind die Strombörsenpreise höher, erzielen die Erzeuger im Rahmen der merit order höhere Erlöse allein am Markt. Die Erzeuger sollten sich zwischen Markt und EEG-Vergütung entscheiden können. Aber wer das EEG in Anspruch nimmt, muss Erlöse, die die EEG-Vergütung überschreiten, zurückführen (CfD). CfD-Erlöse, die im Fond die Finanzierung der Marktprämien überschreiten, müssen an alle Stromkunden in gleichen Beträgen pro kWh zurückgeführt werden.

Im Arbeitspapier des BMWK werden Hemmnisse für die Sektorkopplung durch falsche Regulatorik angesprochen. (Nutzen statt abregeln) Das sind in der Tat wichtige Punkte. Hier sollten aber 2 weitere Punkte abgeräumt werden: Derzeit ist eine Entnahme von Strom für die Belieferung von Firmen oder für PtH-Anlagen über Direktleitungen im Rahmen des EEG nur möglich, wenn die Entnahme zu jedem Zeitpunkt den gleichen Prozentanteil an der Gesamterzeugung hat. Diese Beschränkung macht eine Direktlieferung faktisch unmöglich und es gibt dafür auch keine sachliche Begründung.
Wenn EE-Strom zur Wärmeerzeugung geliefert wird, ist es nicht vertretbar, diesen grünen Strom mit einer Stromsteuer von 2,05 ct/kWh zu belegen, wenn das sonst konkurrierende Erdgas nur mit einer Energiesteuer von 0,55 ct/kWh belegt ist.

Mit freundlichen Grüßen

Johannes Lackmann

Hier können Sie den offenen Brief herunterladen.

Erste Details zu Windkraft-Projekt südlich von Marsberg-Erlinghausen bekanntgegeben. Bürger sollen profitieren

Auf der Hochfläche bei Marsberg-Erlinghausen könnten sich künftig bis zu zehn weitere Windenergieanlagen (WEA) drehen und sauberen Strom produzieren. Das Unternehmen WestfalenWIND aus Paderborn plant dieses Projekt südlich des Ortes im Sauerland. Jüngst trafen sich Projektverantwortliche der WestfalenWIND Planungs GmbH & Co. KG mit dem Dorfbeirat und Vertretern der Stadt Marsberg, um die Planungen und mögliche Beteiligungsmodelle vorzustellen. Mit dem überwiegenden Teil der Flächeneigentümer sind bereits Nutzungsverträge geschlossen worden. Auch wenn sich das Projekt noch im Anfangsstadium befindet, möchte der Projektierer nun erstmals die Bürger über den Stand der Planung informieren.
Bis zu zehn Windenergieanlagen mit einer Gesamthöhe von 260 Metern (Nabenhöhe 175 Meter) sollen in Erlinghausen errichtet werden. Der gewählte Anlagentyp verfügt über eine Leistung von sieben Megawatt, 16 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt eine Anlage pro Jahr. Die geltende 1.000 Meter-Abstandsregel für Windräder zu Wohnsiedlungen wird selbstverständlich eingehalten. „In Erlinghausen könnte bei Realisierung der jährliche Verbrauch von rund 40.000 Haushalten abgedeckt werden“, rechnet Projektleiterin Rahel Leifhelm von WestfalenWIND vor. Die Planerin meint zudem: „Dies würde einem starken
Beitrag zur Energiewende entsprechen.“

In Erlinghausen könnte bei Realisierung der jährliche Verbrauch von rund 40.000 Haushalten abgedeckt werden.

Rahel Leifhelm,
Projetktleiterin von WestfalenWIND

Fest steht schon jetzt, dass die Bürger vor Ort von den Windenergieanlagen profitieren sollen. „Wir sind bekannt dafür, dass wir die Einwohner bei den Projekten mitnehmen, um die aus Unternehmenssicht erforderliche Akzeptanz zu erreichen. Dort, wo sich Windräder von uns drehen, profitieren die Menschen von günstigeren Strompreisen“, erläutert Projektleiter Gregor Wessel. Auch mit der Verwaltung ist WestfalenWIND im Gespräch darüber, welche der in der Flächenkulisse enthaltene städtische Flächen für die finale Planung berücksichtigt werden könnten, um die Kommune an den Pachteinnahmen zu beteiligen. „Über den genauen Umfang von Akzeptanzmaßnahmen und Beteiligungsmodellen können wir allerdings erst dann konkreteres sagen, wenn feststeht, wie viele Anlagen letztlich tatsächlich errichtet werden“, so Gregor Wessel weiter.
Die Planer von WestfalenWIND gehen davon aus, dass die Baugenehmigung Mitte/Ende des nächsten Jahres erteilt werden könnte. Projektleiter Marcel Papenfort zeigt die nächsten Schritte auf: „Nachdem die ersten Flächen gesichert sind, geht es nun an die Erstellung der verschiedenen Gutachten für das Genehmigungsverfahren.“ Bevor die Anträge gestellt werden, kündigt das Unternehmen eine Bürger-Informationsveranstaltung vor Ort an, bei der die Verantwortlichen von WestfalenWIND sowohl ausführlich über das Projekt informieren als auch alle aufkommenden Fragen beantworten werden.

 

Lichtenau als Vorbild für das ganze Land: SPD-Chef Kutschaty zeigt sich bei Besuch beeindruckt von der Windenergie vor Ort

Auf Einladung der WestfalenWIND-Gruppe hat sich Thomas Kutschaty, der SPD-Landesvorsitzende und Fraktionsvorsitzende im Landtag, in der Energiestadt Lichtenau (Kreis Paderborn) über die Situation und Perspektiven der Windenergie informiert. Die Kommune gilt landesweit als Paradebeispiel dafür, wie der Windkraftausbau mit einer hohen Akzeptanz in der Gemeinde, Kommunalpolitik und Bürgern umgesetzt werden kann.

Über die Erfolgsgeschichte Lichtenau kamen die Teilnehmer zunächst in lockerer Runde im Schulungszentrum von Enercon, dem größten deutschen Hersteller von Windenergieanlagen, mit Thomas Kutschaty ins Gespräch. Wie die Akzeptanz der Bevölkerung gewonnen werden konnte, erläuterte Steffen Lackmann, Mitgesellschafter von WestfalenWIND und Mitglied im Vorstand des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW): „Das hat funktioniert, weil wir die Menschen vor Ort gemeinsam mit der Politik mitgenommen haben. Viele sind direkt an den Windenergieanlagen beteiligt, das Ehrenamt profitiert von einer Energiestiftung und die Bürgerinnen und Bürger seit Jahren von einem geförderten Stromtarif.“ Bürgermeisterin Ute Dülfer, die mit ihrem Vorgänger Josef Hartmann am Termin teilnahm, ergänzte: „Wir sind unglaublich froh, dass wir die Windräder haben. Sie machen 30 Prozent unserer Gewerbesteuer-Einnahme aus.“ So ist aus der ehemals strukturschwachen Stadt die Kommune mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen im Kreis Paderborn geworden.

Im Windpark Lichtenau-Asseln: WestfalenWIND-Geschäftsführer Johannes Lackmann (l.) und Thomas Kutschaty.

Insgesamt 190 Windenergieanlagen drehen sich auf Lichtenauer Stadtgebiet und sorgen dafür, dass die Stromproduktion deshalb 10-mal höher ist als der Verbrauch. Inzwischen wirbt Lichtenau offensiv mit dem Zusatz „Energiestadt“. Wohlwissend auch, dass eine hohe Grünstrom-Quote zunehmend zum Standortfaktor für die Wirtschaft wird. „Wir haben derzeit fast täglich Anrufe von Unternehmen, die unseren sauberen und günstigen Strom haben wollen“, so Lackmann. Der Automobilzulieferer Benteler in Lichtenau-Kleinenberg wird schon seit Jahren mit Strom aus einem 10 Kilometer entfernten Bürgerwindpark versorgt.

„Wenn es überall in Deutschland und NRW so laufen würde wie hier, dann bräuchten wir uns deutlich weniger Gedanken machen bei der Energiewende.“

Thomas Kutschaty

„Wie auch die SPD-Fraktion, halten wir die sofortige Abschaffung des 1.000-Meter-Mindestabstandes für neue Windenergieanlagen für das Gebot der Stunde“, betonte Steffen Lackmann gegenüner Kutschaty. Die Abschaffung würde helfen, bereits jetzt den notwendigen Ausbau, besonders in den besiedelten Regionen des Landes zu beschleunigen. Nicht der einzige Wunsch von Lackmann: „In der vergangenen Woche hat die Landesregierung den Bezirksregierungen als Träger der Regionalplanung die von ihnen auszuweisenden Flächengrößen mitgeteilt. Damit wir als Windbranche im Land wirklich durchstarten können, müssen diese Flächen schnell in die neuen Regionalpläne einfließen.“ Ein im vergangenen Jahr beschlossenes Bundesgesetz sieht vor, dass Nordrhein-Westfalen 1,8 Prozent für die Windenergienutzung ausweisen muss. Die Landesregierung hat angekündigt, dass dieser Prozess 2025 abgeschlossen sein soll.

Die Teilnehmer von WestfalenWIND und Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) mit ihrem Ehrengast.

Beim Besuch im Windpark Asseln warb LEE NRW-Vorstandsmitglied Lackmann beim SPD-Oppositionsführer um Unterstützung, damit „viele ärgerliche Hindernisse“ für den weiteren Windkraftausbau aus dem Weg geräumt werden: „Dazu zähle ich beispielsweise das Thema überzogene Baulasten, was vielerorts den Bau neuer Windenergieanlagen verzögert und schwieriger macht.“ Verzögerungen ergeben sich, so Lackmann, bei vielen Genehmigungsbehörden durch nicht mehr zeitgemäße Artenschutz-Auflagen: „Die Windbranche in NRW wartet deshalb sehnsüchtig auf den neuen Artenschutz-Leitfaden, der die Vorgaben aus dem im vergangenen Jahr novellierten Bundesnaturschutzgesetz umsetzt.“

Neben der Besichtigung einer Anlage wurde der Ehrengast abschließend noch in ein windCORES-Rechenzentrum im Turm eines Windrades geführt. Kutschaty zeigte sich beeindruckt darüber, welche innovativen Möglichkeiten der Windenergie mit dieser einzigartigen Marke genutzt werden. Sein Fazit des mehrstündigen Besuchs in Lichtenau fiel eindeutig aus: „Wenn es überall in Deutschland und NRW so laufen würde wie hier, dann bräuchten wir uns deutlich weniger Gedanken machen bei der Energiewende.“

 

Wind-Strom für rund 12.000 Haushalte: WestfalenWIND plant drei neue Anlagen südlich von Anröchte

Die Gemeinde Anröchte nimmt schon heute eine Vorreiterrolle im Bereich der Erneuerbaren Energien ein. Durch ein Projekt  von WestfalenWIND soll diese Position weiter ausgebaut werden. Das Unternehmen aus Paderborn plant die Errichtung von drei Windenergie-Anlagen südlich von Anröchte im Bereich der Belecker Straße (alte B55). Dabei handelt es sich um Anlagen des Herstellers Nordex mit einer Gesamthöhe von jeweils ca. 245 Meter. Die Nennleistung beträgt 5,7 bis 7 Megawatt (MW) pro Anlage. „Wir gehen von einer jährlichen Stromproduktion von 16 Mio. Kilowattstunden (kWh) pro Anlage aus. Alle drei Windräder könnten damit zusammen den Verbrauch von rund 12.000 Haushalten abdecken“, rechnet Projektleiter Marcel Papenfort von WestfalenWIND vor.      

Dem Planungsteam des Unternehmens ist es wichtig, die Bevölkerung frühestmöglich über das Vorhaben zu informieren und mitzunehmen. Auch mit der Gemeinde Anröchte befindet sich WestfalenWIND im Austausch. Vorgesehen ist die Auflegung eines vergünstigten Stromtarifs für die Bürger vor Ort. Weitere Akzeptanzmaßnahmen befinden sich in der Abstimmung mit dem ebenfalls in Anröchte tätigen Unternehmen Energieplan Ost West. „Auch andere Projektierer von Windenergieanlagen im Bereich der Gemeinde Anröchte sind ausdrücklich eingeladen, sich hinsichtlich eines gemeinsamen Stromtarifs mit einzubringen“, betont Marcel Papenfort. Er weist außerdem darauf hin, dass sowohl die geltende 1000 Meter-Abstandsregelung zur Wohnbebauung eingehalten als auch die neueste Gesetzgebung zum Artenschutz bei der Planung berücksichtigt wird.

Die erforderlichen Antragsunterlagen werden seitens des Unternehmens in Kürze beim Kreis Soest als zuständiger Behörde eingereicht. Läuft alles reibungslos, wird mit einer Genehmigung Ende des laufenden Jahres gerechnet. Prokurist Lasse Tigges zur zeitlichen Planung: „Im besten Fall könnte Mitte 2025 der Baustart erfolgen und die Anlagen sich ab Ende 2025 drehen“.

„Günstiger Strom aus Erneuerbaren muss auch fließen können“: TV-Auftritt von Johannes Lackmann bei Markus Lanz sorgt für positives Echo

Eine Vielzahl an positiven Reaktionen und Glückwünschen aus ganz Deutschland hat die WestfalenWIND-Gruppe nach dem Auftritt unseres Geschäftsführers Johannes Lackmann in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ erreicht. Mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Energie- und Bau-Expertin Lamia Messari-Becker sowie Gastgeber Markus Lanz diskutierte er in der Ausgabe vom 31. Januar über die Probleme bei der Energiewende.

Die Technologien der Erneuerbaren Ernergien seien mittlerweile ausgereift und stünden zur Verfügung. Wäre da nicht ein großes „Aber“: „Wir sind günstiger als die fossile Energiewirtschaft. Es braucht allerdings flexiblere Tarife und Netzentgelte, damit der Strom auch fließen kann und beim Verbraucher ankommt“, legte Lackmann den Finger in die Wunde. Das Absurde dabei beschrieb er so: Herrsche viel Wind, könnten die Windkraftanlagen auch entsprechend viel Strom erzeugen. Wegen des hohen Angebots bewege sich der Strompreis an der Börse allerdings um den Nullpunkt. „Wenn durch ein Überangebot sogar negative Börsenpreise drohen, müssen die Erzeuger ihre Anlagen abschalten, weil sie sonst für ihre Stromlieferung noch Geld bezahlen müssten“, so der Wind-Pionier in der Runde bei „Markus Lanz“. 12 Milliarden Kilowattstunden (kWh) seien aus diesem Grund im vergangenen Jahr in Deutschland ungenutzt verloren gegangen, „was einem Erdgaswert von 1,5 Mrd. Euro entspricht“, rechnete der WestfalenWIND-Geschäftsführer vor. „Wenn Strom günstiger ist als Gas, dann muss er fließen können“, lautete seine Forderung. Direkt an Robert Habeck gerichtet appellierte er, diese „Marktblockade“ zu beheben. Dafür fehle es immer noch an der richtigen Regulatorik, die einfach und sofort zu ändern sei.

„Wer den Strom von am weitesten wegholt, nämlich die Süddeutschen, muss auch die Transportkosten zahlen.“

Johannes Lackmann

Eine „taffe Ansage“, fanden Markus Lanz und Robert Habeck, schickte der Talkshow-Gast aus Paderborn an die Adresse jener Bundesländer, die ihre Hausaufgaben beim Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht machen (wollen): „Hier muss das Verursacherprinzip angewandt werden: Wer den Strom von am weitesten wegholt, nämlich die Süddeutschen, muss auch die Transportkosten zahlen.“ Und wer Windkraft verhindere, wie der Freistaat Bayern mit Ministerpräsident Markus Söder, der solle damit auch die Folgen spüren.

Auf die entsprechende Frage von Gastgeber Markus Lanz, beschrieb Johannes Lackmann den jahrelangen Genehmigungsprozess und die begleitenden Absurditäten, bis ein Windrad gebaut werden kann. Fünf bis sieben Jahre würden dafür immer noch im Schnitt ins Land ziehen. Der WestfalenWIND-Chef sprach von rund 140 Aktenordnern, die für einen Windpark zu der zuständigen Behörde mit einem Kleinlaster transportiert werden müssen, von zahlreichen Gutachten zu Schall, über Schattenwurf bis Fledermaus. „Und liegt die Genehmigung dann nach mehreren Jahren endlich vor, klagen Umweltverbände wie der NABU. Dies geschieht auch dann, wenn der Nachweis nicht erbracht werden kann, dass Arten gefährdet werden“, nannte Lackmann den Naturschutz als „Haupt-Handicap“ im Genehmigungsverfahren. Das Groteske daran ist aus seiner Sicht, dass Klimaschutz durch Ausbau der Erneuerbaren doch insbesondere auch Artenschutz bedeute. „Früher wurde von den Umweltverbänden die Devise ausgegeben: Global denken, lokal handeln. Daraus ist heute geworden: Global schwätzen, lokal verhindern“, machte Lackmann sein Unverständnis über das Vorgehen von NABU & Co. deutlich.

Wirtschaftsminister Robert Habeck stimmte dem WestfalenWIND-Geschäftsführer in den meisten Punkten zu und räumte ein, dass seitens der Bundesregierung noch vieles zu tun sei, um die Energiewende zu schaffen. Davon werde einiges an Beschlüssen in diesem Jahr erfolgen, kündigte er an. Der Auftritt von Johannes Lackmann sorgte nicht nur bei vielen Fernsehzuschauern, sondern auch bei den deutschen Medien für ein positives Echo.

Die komplette Sendung „Markus Lanz“ vom 31. Januar 2023 ist abrufbar in der ZDF-Mediathek: https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-31-januar-2023-100.html

Über Repowering für mehr Windenergieleistung informiert: Grüne NRW-Landesvorsitzende besucht Windpark Hassel bei Lichtenau

Auf Einladung des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) ist Yazgülü Zeybek, seit Sommer vergangenen Jahres Vorsitzende des NRW-Landesverbandes von Bündnis 90/Die Grünen, erstmals auf die Gondel einer Windenergieanlage „gefahren“. Mit dabei war auch WestfalenWIND-Geschäftsführer Johannes Lackmann.

Yazgülü Zeybek hat sich im Rahmen ihrer Energie-Tour über verschiedene Repowering-Vorhaben und das damit verbundene Potenzial im Kreis Paderborn informiert. Im Bürgerwindpark Hassel blickte sie von der Gondel einer Windenergieanlage auf ein Repowering-Projekt, bei dem drei ältere, kleinere Anlagen mit jeweils 1,8 MW Leistung durch zwei moderne Anlagen mit jeweils 4,2 MW ersetzt werden. Das ist nur ein Beispiel von vielen im Kreis Paderborn. Unweit entfernt werden im Windpark Wohlbedacht die dortigen elf Anlagen mit jeweils 1,8 MW Leistung, die in die Jahre gekommen sind, in nächster Zeit durch neun Anlagen mit einer installierten Leistung zwischen 4 und 6 MW ersetzt, sprich die Gesamtleistung des Windparks wird um den Faktor 2,5 erhöht.

„Das Repowering ist unverzichtbar, damit Nordrhein-Westfalen seine eigenen Ziele beim Klimaschutz und beim Ausbau Erneuerbarer Energien bis Ende dieser Dekade erreicht“, betont LEE NRW-Geschäftsführer Christian Mildenberger. Er verweist auf eine Analyse der Fachagentur Windenergie an Land, wonach in Nordrhein-Westfalen im Laufe dieser Legislaturperiode mehr als 30 Prozent – sprich über 2.000 Megawatt – der installierten Windkraftleistung das Ende der Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz erreicht.

„Sicherlich wird nicht jede dieser Altanlagen sofort abgebaut“, sagt Mildenberger, „viele Betreiber werden sich aber ein Repowering wohl überlegen, wenn es wirtschaftlich Sinn macht und das Genehmigungsverfahren nicht Jahre dauert.“ Das Repowering, das ist absehbar, wird dem Windkraftausbau in NRW, einen Schub verleihen: Denn die alten Anlagen mit einer Nennleistung zwischen einem und zwei Megawatt werden durch moderne Windkraftwerke ersetzt, deren Leistung mittlerweile über 5 MW bis zu 7 MW liegt. Der LEE NRW begrüßt deshalb, dass sich die schwarz-grüne Landesregierung entschlossen hat, den überflüssigen 1.000-Meter-Mindestabstand für Repowering-Vorhaben wie im Koalitionsvertrag vereinbart demnächst abzuschaffen. Für den 8. Februar hat der Bauausschuss im Landtag NRW mehrere Sachverständige zur parlamentarisch notwendigen Anhörung für die Änderung im Gesetz zur Ausführung des Baugesetzbuches in NRW eingeladen. „Das darf aber nur ein erster Schritt sein“, sagt Mildenberger. „Wir brauchen eine analoge Regelung auch für Neubauprojekte – und zwar ganz schnell.“ Diese Forderung gab er auch der Grünen-Landesvorsitzenden Zeybek auf den Weg.

Der LEE NRW-Geschäftsführer geht demnächst von mehr Tempo bei Repowering-Projekten aus. Mildenberger begrüßt die kurz vor Weihnachten in Kraft getretenen EU-Verordnung, wonach das Genehmigungsverfahren für Repowering-Vorhaben bei der Windenergie nicht länger als sechs Monate dauern darf: „Wir gehen davon aus, dass alle Genehmigungsbehörden im Land mittlerweile von dieser wichtigen Änderung wissen und die verbindliche EU-Vorgabe entsprechend anwenden.“

Für das Repowering des Windparks Wohlbedacht kommt diese Verordnung zu spät. Von der Antragsstellung für das 54-Millionen-Euro-Projekt, die 2016 erfolgte, bis heute sind knapp sieben Jahre vergangen. Die erste vom Kreis Paderborn erteilte Genehmigung umfasste insgesamt 111 Auflagen, die den Betrieb der beantragten Anlagen erheblich eingeschränkt hätten. So sollten die Windkraftanlagen beispielsweise aus Gründen des Artenschutzes acht Monate im Jahr nur bei Dunkelheit Strom produzieren dürfen.

„Selbst dagegen hat der Naturschutzbund NRW (NABU NRW) noch geklagt, nur um das Projekt gänzlich zu verhindern. Erst als Jahre später absehbar war, dass der NABU mit seiner Klage scheitern würde, kam es zum Kompromiss“, ärgert sich Windparkbetreiber Johannes Lackmann. Freuen kann sich Lackmann über die Einigung nicht, da der NABU inzwischen gegen den Bau des Umspannwerks klagt, an das nicht nur der neue Windpark Wohlbedacht angeschlossen werden soll, sondern auch eine nahegelegene Glasfabrik, die ihren klimaschädlichen Erdgasbedarf durch Windstrom ersetzen will. Im Kreis Paderborn sind bereits viele Repowering-Projekte mit Zustimmung der Bevölkerung umgesetzt. „Da wo sich bereits Windräder drehen, haben sich die Menschen daran gewöhnt. Das sieht man nirgendwo besser als im Kreis Paderborn, der im vergangenen Jahr trotz hohen Ausbaustands auch wieder landesweiter Spitzenreiter beim Zubau war“, betont Lackmann.

Ein Jahr Strom frei Haus von WestfalenWIND: Ehepaar zieht das große Los beim PBamS-Weihnachtsrätsel

Das große Los haben Meinolf und Monika Beine mit dem Hauptpreis beim Weihnachtsrätsel der Paderborn am Sonntag (PBamS) gleich in doppelter Hinsicht gezogen. Das Ehepaar aus Delbrück-Westenholz erhält den Haushaltsstrom ein Jahr lang kostenlos bis maximal 4.000 kWh geliefert, zur Verfügung gestellt von WestfalenWIND Strom. Die Gewinner mussten sich sowieso einen neuen Stromversorger suchen und nicht zuletzt machen die Energiepreise aktuell keine große Freude. „So kam der Hauptpreis für uns in jeder Hinsicht gerade richtig“, sagte Meinolf Beine bei der Übergabe des Gutscheins im Hause WestfalenWIND. Er freute sich zusammen mit seiner Frau über den Öko-Strom aus Windenergie- und Photovoltaikanlagen, der ihnen die nächsten zwölf Monate frei Haus geliefert wird. Dr. Andreas Schmitt, Geschäftsführer WestfalenWIND Strom, und Madeleine Fleckner, Medienberaterin des Westfälischen Volksblattes (Herausgeber der PBamS), gratulierten den Gewinnern zum Rätselglück und dem damit verbundenen Hauptpreis.

LEE NRW zieht Bilanz und fordert mehr Tempo. Steffen Lackmann: „Der Bedarf an schnellem Ausbau der Windenergie spiegelt sich nach wie vor nicht in Genehmigungsverfahren wider“

98 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 421 Megawatt sind 2022 landesweit neu in Betrieb gegangen. Trotz des Plus gegenüber den beiden Vorjahren, bleibt der Ausbau nach Einschätzung des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE) NRW sehr deutlich hinter den Zielen der Landesregierung für den Klimaschutz und die Erneuerbaren Energien  zurück. Diese Zahlen wurden jetzt bei der Jahrespressekonferenz des Verbandes in Düsseldorf präsentiert. Mit auf dem Podium saß Steffen Lackmann, Projektmanager bei WestfalenWIND und Vorstandsmitglied im LEE NRW, der sich zum Ausbautempo äußerte und zu geplanten Projekten in der Region Stellung bezog.

Nach den Flautejahren 2019 bis 2021 beim bundesweiten Windkraftausbau, hat es im vergangenen Jahr einen leichten Aufschwung geben. Dieser Aufwind zeigte sich auch in NRW: Bei der neu installierten  Leistung gab es eine Steigerung von über 25 Prozent, belegt eine vorläufige Analyse der
Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind). Da in den zurückliegenden zwölf Monaten auch ältere Anlagen abgebaut worden sind, erreicht der Nettozuwachs 392 Megawatt (MW). „Das liegt deutlich unter der 1.000-MW-Marke, die notwendig ist, wenn die Landesregierung ihre eigenen
Ziele beim Klimaschutz und beim Ausbau Erneuerbarer Energien erreichen will“, kommentierte Christian Mildenberger, Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW), die Zahlen. 

„Beim Brutto-Zubau landete NRW im Länder-Vergleich nach Schleswig-Holstein (544 MW), Niedersachsen (458 MW) und Brandenburg (428 MW) auf Platz vier.“ Positiver stimmt Mildenberger die Tatsache, dass NRW nach der FA Wind-Analyse bei der Zahl der im vergangenen Jahr neu genehmigten Windenergieanlagen mit einem Volumen von 865 MW hinter Niedersachsen im bundesweiten Vergleich auf Rang zwei liegt. Mildenberger: „Das sind alles nur statistische Momentaufnahmen. Was wirklich zählt: NRW wird nach dem beschlossenen Ende der Braunkohleförderung nur dann Industrieland bleiben, wenn es auch weiterhin ein führendes Energieland bleibt. Das ist nur mit einem ganz schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien möglich, allen voran der Windenergie.“

Steffen Lackmann, Projektmanager bei WestfalenWIND und Vorstandsmitglied im LEE NRW

Größere Windparks mit mehr als zehn Anlagen sind im vergangenen Jahr nicht ans Netz gegangen – was  sich aber ändert: Die WestfalenWIND GmbH plant im Wittgensteiner Land ein Projekt mit 59 Anlagen  und rund 390 MW installierte Leistung. Das Genehmigungsverfahren hat unlängst begonnen. Noch vor Ostern erwartet das Paderborn Unternehmen grünes Licht für einen Windpark mit 12 Anlagen und 46,8 MW installierte Leistung in Warstein (Kreis Soest). „Russlands verbrecherischer Angriffskrieg gegen die Ukraine hat im hiesigen Stadtrat zu einem Umdenken geführt, nachdem das Vorhaben jahrelang verzögert worden ist“, betonte Steffen Lackmann, Projektmanager bei WestfalenWIND und Vorstandsmitglied im LEE NRW. 

Positiv beeinflusst hat nach seinen Worten die enorme Nachfrage der örtlichen Industrie nach günstigem Windstrom. „Diesen neuen Trend erleben wir nicht nur in Warstein. Uns rufen fast wöchentlich Industrie- und Gewerbeunternehmen an und wollen Strom aus unseren Windparks beziehen. Für diese Unternehmen sind die Energiepreise inzwischen zum zentralen Standortfaktor geworden“, so Lackmann. Dieses Drängen aus Reihen der Industrie ist, so der Projektmanager, noch nicht bei Politik und der Verwaltung angekommen: „Der Bedarf an einem schnellen Ausbau der Windenergie spiegelt sich nach wie vor nicht in Genehmigungsverfahren wider. Von der angekündigten Beschleunigung auf Bundes- und
Landesebene ist bislang nichts zu spüren.“

In der Regel dauert die Errichtung einer Windenergieanlage von der ersten, Planung, über das Genehmigungsverfahren bis hin zum Bau sieben Jahre. Zum Vergleich: Der Bau des LNG-Terminals in Wilhelmshaven war innerhalb von lediglich 194 Tagen fertig – von der Planung bis zur Fertigstellung. Bei dem jetzt in Lubmin eröffneten bundesweit zweiten LNG-Terminal hat es nicht viel länger gedauert. Für Lackmann zeigt dies, „dass es auch in Deutschland schnell gehen kann. Das muss jetzt dringend auch der Maßstab beim Windenergieausbau werden“.

Für die in den kommenden Wochen in Nordrhein-Westfalen anstehenden Gesetzinitiativen für den Windenergiesektor fordert der LEE NRW:
• Einen konkreten Zeitplan für die Abschaffung des überflüssigen 1.000-Meter-Mindestabstandes bei Repowering-Projekten. Die baurechtliche Änderung muss in einem zweiten Schritt schnellstens auch
für neue Windparks gelten.
• Die umgehende Umsetzung einer kurz vor Weihnachten in Kraft getretenen EU-Verordnung, wonach das Genehmigungsverfahren für Repowering-Vorhaben bei der Windenergie nicht länger als sechs Monate dauern darf, durch die Genehmigungsbehörden im Land.
• Die Abschaffung unnötiger Baulasten in der Landesbauordnung, damit Windenergieanlagen auf Industrie- und Gewerbeflächen Windenergieanlagen errichtet werden können.

Zu den Erwartungen an die Windenergie-Politik in NRW in diesem Jahr sagte LEE NRW-Geschäftsführer Christian Mildenberger: „Das von der  Landesregierung viel propagierte klimaneutrale Industrieland Nordrhein-Westfalen wird nur möglich sein, wenn wir bei der Windenergie endlich den Fuß von der Bremse nehmen, alle Hindernisse aus dem Weg räumen und bei den Genehmigungsverfahren konsequent die neue Deutschland Geschwindigkeit wie bei den LNG-Terminals erreichen.“

Abschaltung von Windrädern kritisiert, flexible Stromtarife gefordert

„Das ist reiner Irrsinn“: WestfalenWIND-Geschäftsführer Johannes Lackmann findet deutliche Worte der Kritik an den massenhaften Windkraft-Abschaltungen zum Ende des abgelaufenen Jahres. Zur Erklärung: Zwischen den Weihnachtstagen und Neujahr ist der Stromverbrauch erfahrungsgemäß gering, weil viele Betriebe die Produktion runterfahren. „Gleichzeitig“, so Lackmann, „haben wir aber viel Wind und die Windkraftanlagen können viel Strom erzeugen.“ Wegen des hohen Angebots dümpele der Strompreis an der Börse um den Nullpunkt. Wenn durch ein Überangebot sogar negative Börsenpreise drohen, müssten die Erzeuger ihre Anlagen abschalten, weil sie sonst für ihre Stromlieferung noch Geld bezahlen müssten. „Allein WestfalenWIND musste über 100 Megawatt Windstromleistung abschalten“, ordnet der Geschäftsführer des Paderborner Energieunternehmens die Dimensionen ein.

Auf der anderen Seite müssen die Kunden aber weiterhin hohe Preise für Strom und Gas bezahlen. „Das erscheint vielen als reiner Irrsinn. Und ich stelle dazu fest: es ist auch reiner Irrsinn“, so Lackmann.  Denn dieser Zustand sei verursacht durch eine jahrzehntelange falsche Regulierungspolitik. Die gesetzlich vorgegebene Struktur der Netzentgelte belohne nur die Verbraucher, die ihren Strom über das ganze Jahr gleichmäßig beziehen und bestraft diejenigen, die ihre Nachfrage flexibel nach Angebot ausrichten wollen. Lackmann: „Das widerspricht allen Grundsätzen von Marktwirtschaft. Es wäre so, als würde der Staat vorschreiben, dass Obst und Gemüse das ganze Jahr den gleichen Preis haben müssen und dass derjenige hohe Zuschläge bezahlen muss, der sein Obst dann kauft, wenn es ein hohes Angebot gibt.“

WestfalenWIND fordert seit langem flexible Stromtarife und flexible Netzentgelte. „Dann müssten zum Beispiel die Windanlagen jetzt nicht stillstehen, sondern könnten weit unter dem Preis von Erdgas zusätzlich günstig Heizstrom liefern“, ist der Geschäftsführer überzeugt. Die Bundesregierung nimmt er in die Pflicht: „Robert Habeck ist jetzt über ein Jahr Wirtschaftsminister. Er kann sich nicht mehr lange damit rausreden, dass er von seinen Vorgängern einen Ballast an falschen Gesetzen geerbt hat. Wenn er glaubwürdig sein will, muss er es jetzt ändern und auch bei Strom und Wärme Markthemmnisse beseitigen.“

20.000 Euro für die heimische Tafel: WestfalenWIND unterstützt wichtige Arbeit mit Weihnachtsspende

Hohe Energiekosten, steigende Preise für Lebensmittel – die Folgen dieser Entwicklung spüren auch
die Tafeln in Deutschland deutlich, so auch in Paderborn. Immer mehr Menschen sind auf ihre
Unterstützung und damit Nahrungsmittel angewiesen, die kostenlos oder gegen eine symbolische
Münze abgegeben werden. Daher hat sich die Westfalenwind-Gruppe dazu entschieden, auf
Weihnachtsgeschenke für Kunden und Geschäftspartner zu verzichten und stattdessen die Arbeit der
heimischen Tafel finanziell zu unterstützen.

„Die Hilfe kommt so direkt bei den Menschen vor Ort an, wo sie dringend benötigt wird“

Die Geschäftsführer der WestfalenWIND-Gruppe Friedbert Agethen und Daniel Saage besuchten jetzt
die Ausgabestelle in Paderborn und übergaben einen Spendenscheck in Höhe von 20.000 Euro an
Vera Jennebach, Vorsitzende des Tafel Paderborn e.V. „Sehr gerne unterstützen wir diese wichtige
Arbeit. Die Hilfe kommt so direkt bei den Menschen vor Ort an, wo sie dringend benötigt wird“, sagte
Friedbert Agethen. Daniel Saage betonte, wie gut es sei, dass es Angebote wie die der Tafel
gebe, „gleichwohl ist es traurig, dass es solche Stellen überhaupt geben muss.“ Durch das
Engagement wird Millionen von Menschen in Deutschland geholfen, die in Einkommensarmut leben
oder unmittelbar von ihr bedroht sind: etwa Arbeitslose, Geringverdiener, Alleinerziehende, Geflüchtete und Rentner.

In diesem Jahr ist die Tafel besonders gefragt

Umso mehr freute sich Vera Jennebach mit dem gesamten Helfer-Team über die Unterstützung durch das heimische Energieunternehmen: „In diesem Jahr sind wir besonders gefragt. Dankenswerterweise sind allerdings auch die Paderborner sehr spendenfreudig.“ Rund 5.000 Menschen werden aktuell im gesamten Stadtgebiet durch die Organisation und ihre vielen ehrenamtlichen Helfer versorgt. Die Spende der WestfalenWIND-Gruppe soll zur Deckung der unerwartet stark gestiegenen Energiekosten verwendet werden. Weiterhin ist damit der Kauf von Lebensmitteln geplant. Mit Blick auf das bevorstehende Weihnachtsfest äußerte die Vorsitzende
einen Wunsch: „Dass wir die Tafel irgendwann nicht mehr brauchen, was bedeuten würde, dass Menschen nicht mehr von Armut betroffen sind.“