„Das ist reiner Irrsinn“: WestfalenWIND-Geschäftsführer Johannes Lackmann findet deutliche Worte der Kritik an den massenhaften Windkraft-Abschaltungen zum Ende des abgelaufenen Jahres. Zur Erklärung: Zwischen den Weihnachtstagen und Neujahr ist der Stromverbrauch erfahrungsgemäß gering, weil viele Betriebe die Produktion runterfahren. „Gleichzeitig“, so Lackmann, „haben wir aber viel Wind und die Windkraftanlagen können viel Strom erzeugen.“ Wegen des hohen Angebots dümpele der Strompreis an der Börse um den Nullpunkt. Wenn durch ein Überangebot sogar negative Börsenpreise drohen, müssten die Erzeuger ihre Anlagen abschalten, weil sie sonst für ihre Stromlieferung noch Geld bezahlen müssten. „Allein WestfalenWIND musste über 100 Megawatt Windstromleistung abschalten“, ordnet der Geschäftsführer des Paderborner Energieunternehmens die Dimensionen ein.

Auf der anderen Seite müssen die Kunden aber weiterhin hohe Preise für Strom und Gas bezahlen. „Das erscheint vielen als reiner Irrsinn. Und ich stelle dazu fest: es ist auch reiner Irrsinn“, so Lackmann.  Denn dieser Zustand sei verursacht durch eine jahrzehntelange falsche Regulierungspolitik. Die gesetzlich vorgegebene Struktur der Netzentgelte belohne nur die Verbraucher, die ihren Strom über das ganze Jahr gleichmäßig beziehen und bestraft diejenigen, die ihre Nachfrage flexibel nach Angebot ausrichten wollen. Lackmann: „Das widerspricht allen Grundsätzen von Marktwirtschaft. Es wäre so, als würde der Staat vorschreiben, dass Obst und Gemüse das ganze Jahr den gleichen Preis haben müssen und dass derjenige hohe Zuschläge bezahlen muss, der sein Obst dann kauft, wenn es ein hohes Angebot gibt.“

WestfalenWIND fordert seit langem flexible Stromtarife und flexible Netzentgelte. „Dann müssten zum Beispiel die Windanlagen jetzt nicht stillstehen, sondern könnten weit unter dem Preis von Erdgas zusätzlich günstig Heizstrom liefern“, ist der Geschäftsführer überzeugt. Die Bundesregierung nimmt er in die Pflicht: „Robert Habeck ist jetzt über ein Jahr Wirtschaftsminister. Er kann sich nicht mehr lange damit rausreden, dass er von seinen Vorgängern einen Ballast an falschen Gesetzen geerbt hat. Wenn er glaubwürdig sein will, muss er es jetzt ändern und auch bei Strom und Wärme Markthemmnisse beseitigen.“